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Deutschlandticket im bundesweiten Nahverkehr ab Mai erhältlich; regionale Verkehrsverbünde setzen auf lokale Vorteile und provokante Werbekampagnen.

Das Wichtigste für Schnellleser:

  1. Ab 1. Mai gilt das Deutschlandticket im bundesweiten Nahverkehr als Nachfolger des 9-Euro-Tickets. ?
  2. Das Angebot ist bei der Deutschen Bahn und regionalen Verkehrsverbünden erhältlich. ?
  3. Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) bieten Heimvorteile wie Freiminuten für Fahrräder und Carsharing. ?‍♂️
  4. Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) locken mit 25 Euro-Jelbi-Gutschein beim Kauf des Deutschlandtickets. ?
  5. Stuttgarter Verbund VVS bietet ein Upgrade mit TicketPlus in Kombination mit dem Deutschlandticket. ?
  6. Lokale Vorteile dienen als Marketingstrategie der Verkehrsverbünde, um sich von der Deutschen Bahn abzuheben. ?
  7. Provokante Slogans und regionale Sticheleien prägen die Werbekampagnen verschiedener Verkehrsverbünde. ?

Cleveres Marketing mit Zusatzangeboten

Ab dem 1. Mai tritt das Deutschlandticket im bundesweiten Nahverkehr in Kraft. Dieses Angebot folgt dem 9-Euro-Ticket aus dem Sommer 2022 und ist ab dem 3. April an vielen Verkaufsstellen und im Internet erhältlich. Käufer des Deutschlandtickets können sich zwischen der Deutschen Bahn und regionalen Verkehrsverbünden entscheiden, wobei letztere mit kreativen Kampagnen frühzeitig in den Wettbewerb eingestiegen sind.

Einige Verbünde bieten ihren Kunden zusätzliche Vorteile. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) locken mit „Heimvorteilen“ für diejenigen, die ihr Deutschlandticket beim regionalen Verbund kaufen. Dazu zählen 30 Freiminuten pro Fahrt mit dem KVB-Rad, 90 Freiminuten pro Woche für das KVB-Lastenrad und Vorteile beim Carsharing-Anbieter Cambio.

Die Verbünde begründen ihre Strategien unterschiedlich, aber offiziell wollen alle ihren Nutzern weitere Vorteile und bessere Angebote bieten. Durch die kleinen Extras unterscheiden sich die Verbünde voneinander und insbesondere von der Deutschen Bahn. Obwohl sie das gleiche Produkt anbieten, erhöhen sie ihre Attraktivität als Verkaufsstelle.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) möchten ihre Kunden ebenfalls überzeugen, das Deutschlandticket in ihrer Mobilitäts-App Jelbi zu erwerben, die ÖPNV- und Sharing-Angebote bündelt. BVG-Kunden, die das Deutschlandticket in der App kaufen, erhalten einen 25 Euro-Jelbi-Gutschein. Der Stuttgarter Verbund VVS hingegen bietet seinen Kunden ein Upgrade an: Das bestehende TicketPlus für 9,90 Euro im Monat soll auch in Kombination mit dem Deutschlandticket erhältlich sein, inklusive Übertragbarkeit des Tickets auf eine andere Person und erweiterten Mitnahmeregelungen. In München und Hamburg arbeiten die Verbünde MVV und HVV noch an lokalen Angeboten.

Mit diesen zusätzlichen Vorteilen könnten die Verbünde einige Nutzer stärker an sich binden. Die Deutsche Bahn hat in diesem Wettbewerb das Nachsehen, da sie keine lokalen Vorteile anbieten kann. Trotzdem haben BVG, KVB und VVS bereits vor Verkaufsstart die Weichen gestellt, um das Deutschlandticket für ihre eigenen Marken zu nutzen.

Ob Kunden ihrem lokalen Verbund treu bleiben oder das Deutschlandticket anderswo kaufen, bleibt abzuwarten. VVS-Pressesprecher Niklas Hetfleisch empfiehlt, das Abo dort abzuschließen, wo es am häufigsten genutzt wird, um einen direkten und kompetenten Ansprechpartner vor Ort zu haben.

Die Einführung des Deutschlandtickets stellt für die Verbünde eine große Herausforderung dar. Laut BVG ist beispielsweise der Bedarf an persönlicher Beratung gestiegen, und einige Verkehrsbetriebe beklagen den knappen zeitlichen Vorlauf. Dies könnte ein Grund sein, warum manche noch zögern, Angebote zu unterbreiten.

Witzige Kampagnen

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Die BVG, bekannt für ungewöhnliche Kampagnen, nutzt ihre Vorteile derweil voll aus. Diesmal nehmen sie vor allem schwäbische Touristen und Zugezogene ins Visier. In der Kampagne zum Deutschlandticket ist ein BVG-Bus auf dem Stuttgarter Schlossplatz abgebildet. Die Überschrift spielt auf die Möglichkeit an, dass die Schwaben nun „günschtig“ nach Hause fahren können.

Der Stuttgarter Verbund VVS ließ diese Neckereien nicht auf sich sitzen: Er konterte im Dialekt und schickte „Grüße aus dem Ländle“ an die Berliner. Sowohl von diesem kleinen Schlagabtausch als auch von ihren frühzeitigen Vorstößen bei der Bewerbung des Deutschlandtickets dürften beide Verbünde profitieren. Wer von ihnen mehr Deutschlandtickets verkaufen wird, zeigt sich allerdings erst nach dem Verkaufsstart im April.

Schlusswort

Die Einführung des Deutschlandtickets hat den Wettbewerb zwischen den Verkehrsverbünden und der Deutschen Bahn verschärft. Die Verbünde setzen auf kreative Marketingstrategien, um sich von der Deutschen Bahn abzuheben und Kunden stärker an sich zu binden. Ob diese Strategien langfristig erfolgreich sein werden und welcher Verbund die meisten Deutschlandtickets verkaufen kann, bleibt abzuwarten. Aber eines ist klar: Die Verbünde sind bereit, die Herausforderung anzunehmen und sich im Wettbewerb zu behaupten.

Von Ringo Dühmke

Seit über 30 Jahren verrückt nach Werbung. Seit 2004 mit eigenem Marketingunternehmen. Schon in der Schule war mein Berufswunsch "Werbetexter". Der Computer des Arbeitsamtes hat nach langem Fragebogen aber "Tankwart" ausgeworfen...